Intro: Herzlich willkommen zu Procurement Unplugged. Dem Podcast mit Einkaufsexperten für die Einkaufswelt. Schön, dass Sie einschalten.
Fabian Heinrich: Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von Procurement unplugged. Heute mit Professor Christoph Bode, es freut mich sehr, dass du heute bei uns bist. Herzlich willkommen!
Prof. Christoph Bode: Hallo Fabian, herzlichen Dank für die Einladung.
Fabian Heinrich: Christoph ist ja auch sehr spannend auf deinen Werdegang zu schauen. Vielleicht könntest du uns mal erläutern, wie hast du deine Passion zu Procurement gefunden und wieso bist du eine der wenigen in Anführungsstrichen Unikate im deutschsprachigen Raum, der auch sehr viel in Forschung investiert in diesen Themenbereich?
Prof. Christoph Bode: Klar, sage ich gerne, also ich bin in der Tat zum Einkaufen ein bisschen durch Umwege gekommen. Ich Bin ursprünglich vom Bodensee, beziehungsweise aus dem Allgäu, habe dort Abi gemacht und dann Wehrdienst geleistet. Und komme väterlicherseits aus einer Ingenieursfamilie. Ich habe immer gedacht die höchste Ausbaustufe, die ein Mensch erreichen kann ist Ingenieur zu werden. Ich wollte dann entsprechend auch in die Richtung mich im Studium orientieren, aber hab dann auch schnell gemerkt, dass so Technik im Engeren jetzt nicht meine absolute Pforte ist. Und dann war eben die Lösung Wirtschaftsingenieur in Karlsruhe, was ich einen super Studiengang finde. Und da bin ich dann so eben in Kontakt gekommen mit mathematische Optimierung im Bereich Logistik, Lieferketten, Supply Chain Management. Meine erste Supply Management Vorlesung damals gehört bei Knut Alecke, der heute Partner ist für Supply Chain Themen bei McKinsey und der da eine tolle Vorlesung gehalten hat schon 2001, sowas um den Dreh. Und ja, dann wie man sich so in dem Bereich weiterentwickelt, dann in der Logistik auch erstmal geblieben, eine ganze Reihe Themen dann in der Promotion auch im Bereich Risiko gemacht, Lieferketten, Logistik, Dienstleistungsthemen, habe promoviert an der WHU in Vallendar. Und das hat mir da so viel Spaß gemacht. Hatte auch dann erste Erfolge beim Publizieren, das ich dann mit meinem Doktorvater, dem Stefan Wagner nach Zürich gewechselt bin. War dann fünf Jahre dort, habe mich habilitiert, eigentlich auch mehr so im Bereich erst Logistik, Supply Chain, aber irgendwann habe ich dann gemerkt, dass die meisten Themen, die mich interessieren haben irgendwas mit Lieferanten, oder mit der Lieferantenseite von Supply Chains zu tun. Und dann gemerkt, dass man das eigentlich auch gut eigentlich aus einer Einkaufsperspektive betrachten kann. Die ganzen Themen, die ich damals schon hatte Innovation, Risiko, das war auch so Ende der 2000er am Anfang dann so die die Nachhaltigkeitsthemen, die aufgekommen sind und wo man dann auch interessante Fragestellung, würde ich jetzt einmal sagen, auch aus Optimierungssicht in dem Bereich schon adressieren konnte. Genau. Und dann bin ich eben dabei geblieben, hatte dann noch so ein paar Auslandstationen und irgendwann dann das Angebot bekommen, nach Mannheim zu wechseln. Und Mannheim ist natürlich eine tolle Sache. Wir haben hier fantastische Studenten, macht viel Spaß hier mit den mit den hervorragenden Studenten da in den Bachelor- und im Masterprogramm zu arbeiten. Und ich habe dort eben Verantwortung übernommen für einen Lehrstuhl. Der nennt sich Stiftungslehrstuhl für Procurement, an der BWL Fakultät angesiedelt ist in der Area Operationsmanagement. Und das Besondere, du hast jetzt auch schon grad so angerissen ist eben, dass wir als eine der ganz wenigen Forschungsgruppen uns wirklich true blue mit dem Thema Einkauf hier beschäftigen. Die Initiative für diesen Lehrstuhl, daher auch der Name Stiftungslehrstuhl, kam von einem Kreis von Unternehmen. Der Deutsche Einkaufsverband, der BME war auch dabei, die eben gemerkt haben, wir müssen für das Thema auch irgendwo einen Leuchtturm in der deutschen Hochschulszene etablieren, damit auch interessante, gute Talente da sich für das Thema begeistern. Und mittlerweile gibt es uns sieben Jahre, der Stifterkreis existiert immer noch mit den Unternehmen SAP, Hilti, Claas, Roche, der BME. Demnächst kommt noch ein neuer Stifter dazu, ist noch nicht ganz spruchreif, aber wir haben, glaube ich, einen ganz tollen neuen Stifter auch bald und haben mit denen echt eine Win-Win-Zusammenarbeit. Ich glaube, wir sind nicht nur in Mannheim an der Uni sind wir ein tolles Beispiel, eben wie Unternehmen und betriebswirtschaftliche Forschung und Lehre sehr gut zusammenarbeiten können, sondern ich würde auch sagen für Deutschland, ist das echt ein tolles Beispiel. Weil oft hat das Ganze ja so ein bisschen eine anrüchige Komponente in Deutschland, dass da Unternehmen sich irgendwie, ich weiß nicht, Zugang zu Hochschulen kaufen. Aber bei uns ist es echt, wir können vielleicht nachher auch noch kurz über Forschung sprechen, echtes Win-Win. Wir haben tolle Themen die wir uns anschauen können, Zugang zu Daten, gleichzeitig profitieren unsere Studenten ja auch von den- Einfach von der- Vom Kalibrieren, dass wir hier nicht irgendwie Forschung und Lehre machen im Ivory Tower, sondern auch wirklich Themen, die jetzt in der Praxis zählen.
Fabian Heinrich: Ja. Vielleicht wenn ich hier einhaken dürfte, das wäre vielleicht ganz spannend zu erfahren, du bist ja doch schon einige Jahre quasi in diesem Sektor, oder in diesen Themen drin, wie hat sich denn das verändert oder wie haben sich die wissenschaftlichen Fragestellungen und vielleicht auch die Forschung verändert über die letzten zehn, fünfzehn Jahre?
Prof. Christoph Bode: Also, die Themen kommen und gehen, vielleicht- Und kommen auch wieder, also nur als ein Beispiel in meiner Promotion, 2008 abgegeben, habe ich mich mit Störungen in Lieferketten beschäftigt. Und das Thema, ich meine ist jetzt so aktuell wie kaum ein anderes, vielleicht noch mit Nachhaltigkeit, aber wenn wir uns jetzt so dieses Ganze- Wenn man die Zeitung aufschlägt oder ich hatte gerade einen Economist der Hand, steht was drin über Versorgungsrisiken und Störungen und was weiß ich. Engpässe auf den Beschaffungsmärkten. Also, ich glaube, grundsätzlich ändern sich einfach ein bisschen dann Schwerpunkte auch wieder über die Zeit. Was definitiv jetzt immer mehr dann auch in den letzten zehn Jahren in den Fokus gekommen ist, ist halt das Thema Nachhaltigkeit. Das war schon Mitte der 2000er irgendwo da, aber ich würde behaupten, lange wurde das auch betrieben einfach von- Auch Kolleginnen und Kollegen, die halt ja so einen Predigerfokus hatten. Unternehmen müssen mehr tun und das reicht alles nicht. Aber damit kann ich halt als Betriebswirt- Also, ich bin ehrlich gesagt gar kein Betriebswirt, habe ich ja gesagt, sondern Wirtschaftsingenieur. Aber als jemand der sich mit betriebswirtschaftlicher Forschung beschäftigt nicht viel anfangen, weil ich muss halt nicht interessieren Trade-offs, mich interessieren einfach Situationen wo es halt schwierig ist sich zu entscheiden und nicht einfach, wir müssen mehr machen. Wenn ein Manager in der glücklichen Situation ist, dass er mit einer Initiative sowohl Kosten sparen kann, als auch CO zwei einsparen, wunderbar. Soll er, oder sie das machen. Hätten sie vielleicht schon vorher machen sollen dann. Aber da kann ich keinen Beitrag leisten. Das ist für mich keine spannende Frage. Für mich ist eine spannende Frage dort wo es irgendwie Abwägungsentscheidungen gibt. Ich glaube, da kommen wir erst so jetzt in den letzten Jahren dazu, dass man sich halt auch an diese wirklich so kniffligen Fragestellungen rantastet. Wo man sich auch ehrlich eingestehen muss, zum Beispiel auch im Einkauf, ich kann halt nicht alles haben, sondern ich muss so ein bisschen mir überlegen, was ist meine Erwartung von der Umwelt an mich und wie muss ich mich entsprechend dann darauf- Oder in meinen Entscheidungen darauf einstellen. Also, lange Rede- Nachhaltigkeit sicherlich so das Thema, was so in den letzten zehn, 15 Jahren am stärksten rausgekommen ist. Und ich glaube, da haben wir auch noch in den nächsten Jahren viel zu tun. Das andere, klar, ist Digitalisierung, man trifft natürlich auch deine Aktivitäten stark. Da hat in allen Unternehmensbereichen die Transformation eingesetzt und der Einkauf ist da sicherlich auch ein großer Battleground, da wird auch weiter passieren. Wir haben den Eindruck jetzt auch, was- Wir haben eine aktuelle Empirie gerade gemacht mit Marcel Vollmer, den du ja auch gut kennst. Mit einer großen Befragung und da zeigt sich, dass so in den Unternehmen so ein bisschen auch eine- Das das schwere Atmen und der Hype vielleicht ein bisschen in die Realität zurückgeführt wird. Wenn man sich so ein bisschen sich den Gartner Hype Cycle anschaut, kommen wir vielleicht so in der Realität an. Und die guten Ideen, die guten Digitalisierungs-Tools, die werden in der Zeit zunehmend eingesetzt, oder sind in den Roadmaps auch von den Unternehmen irgendwo drin. Und Sachen, die sich dann halt rausgestellt haben als einfach noch nicht reif genug- Ich nehme jetzt mal ein Beispiel Blockchain und distributed Ledger. Tolle Technologie, hat sich irgendwie jeder dann mal vor den- In den letzten drei Jahren angeguckt und überlegt, kann man da was machen? Dann gibt es auch ein paar tolle Beispiele. Und auch gute Bekannte und Freunde von mir forschen in dem Bereich, aber wenn man das als der große Gamechanger für die nächsten irgendwie fünf Jahre irgendwo mal sein wird, eher nicht. Und ich glaube, solche Erkenntnisse haben dazu geführt, dass so dieses Digital-Transformation-Thema doch in gewisser Weise wieder ein bisschen in die Normalität reinkommt. Das wär mein zweites großes Thema. Und dann gut haben wir halt auch so ein paar neue Ideen bezüglich, wie sollte der Einkauf aufgestellt werden, Operating-Model des Einkaufs und- Also, mehr so eine organisationstheoretische Fragestellung. Machen wir auch ein paar Sachen. Gerade zum Thema Agilität, kann ich vielleicht nachher auch ein bisschen was erzählen. Da bin ich jetzt aber auch nicht der absolute Experte. Aber da kann ich mir durchaus vorstellen, dass-
Fabian Heinrich: Also, ich meine, man hört ja da auch so viele wiederkehrende, sagen wir mal, Epics, die dann mit neuen Themen immer wieder kommen. Und ich meinte, brandaktuell sehen wir auch die Themen in den Medien, die du angesprochen hast. Darfst du über brandaktuelle Forschungsthemen überhaupt auch reden, woran ihr da grad arbeitet? Das wäre vielleicht auch sehr spannend für die Hörer.
Prof. Christoph Bode: Klar, welche Akademiker redet nicht gern über seine Forschung? Mache ich natürlich total gern. Also, jetzt ganz konkret die großen Forschungsprojekte, die wir haben. Wir haben eins gerade zum Thema Transparenz in Lieferketten, oder vielleicht auch eher so auf einer Beziehungsebene geguckt. Ich meine, du hast ja auch in dem Bereich mal gegründet, wo es darum geht, einfach Transparenz in Beschaffungsmärkten zu schaffen. Ich glaube, da ist viel zu tun. Das hat so viel Anknüpfungspunkte zu den Themen, die wir jetzt auch schon besprochen haben. Nicht? Risiko hat was mit Transparenz zu tun. Nachhaltigkeit hat was mit Transparenz zu tun. So viele Punkte wo man sich eben erstmal über dieses Komplexitätsauflösen und einfach mehr Sichtbarkeit in die Logistik, in die Transporte bis hin irgendwie in die höherstufige Lieferkette beschäftigen muss. Das gucken wir uns an, wie kriegt man Unternehmen dazu- Also, wie kriegt man Lieferanten dazu, dass sie eben von sich heraus eine Neigung haben eine ehrliche Transparenz zu kommunizieren und gleichzeitig auch zu schaffen auf ihrer Seite?
Fabian Heinrich: Ich meine das Stichwort Transparenz und Lieferketten ist ja quasi der Traum eines jeden Einkäufers, oder Großkonzerns, diese N-Tier Kettentransparenz. Jetzt sind da quasi von meiner Seite aus zwei Fragen, zum Einen es scheint ja immer relativ unrealistisch, dass wirklich über drei, vier Stufen einer Kette hinzubekommen. Da müsste man ja nach Humboldt die Welt neu vermessen. Das andere Thema du hast vorher Trade-offs angesprochen. Ist das überhaupt so ein gewinnbringender Trade-off, wenn man als Unternehmen quasi dann noch das dritte und vierte Glied der Kette so genau kennt? Und gibt es vielleicht dafür auch schon Lösungsansätze in der Forschung?
Prof. Christoph Bode: Ja genau, also ich gebe dir genau da Recht. Nicht? Wir reden immer so, als wäre das so eine einfache Sache. Auch im politischen Dialog jetzt so Lieferkettengesetz. Oder auch was manchmal in Forderungen so im politischen Kontext da schnell mal daher gesagt wird. So, jetzt messen die Unternehmen mal ihren Skop drei bei den CO zwei Emissionen. Ja. Jeder der sich ein bisschen damit beschäftigt, brauche ich nur so, wie du es jetzt auch grad gesagt hast, bissel aufzeigen, wie das dann aussehen wird. Kommt mal ganz schnell zu dem Punkt, das geht so nicht. Und klar, man kann, wie soll ich sagen, dass so grobe, so einigermaßen Abschätzungen treffen die dann auch einer externen Überprüfung standhalten. Zumindest die Unternehmen, mit denen ich jetzt da in dem Bereich zu tun habe, denen liegt es vor allem daran, dass die sozusagen eine Bullet Proof auditierbare Zahl auch ins Schaufenster stellen können.
Fabian Heinrich: Also, das erste, das zweite Glied der Kette da eben Bulletproof Auditierbarkeit schaffen. Und dann, sagen wir einmal, drei, vier der Kette, dass dann eher so eine Abschätzung also so 80-20.
Prof. Christoph Bode: Ganz genau. Wenn wir realistisch sind, das wird auch da irgendwo drauf rauslaufen müssen. Also, selbst die ganz großen Gorillas in ihren Lieferketten, sind es jetzt die Automotive OEMs, oder die großen Retailer, auch die- Also, jetzt was die Macht angeht, so die Endstufe sind im Supply-Chain-Bereich, die kriegen das ja auch nicht anders abgebildet. Irgendwann müssen da grobe Abschätzungen sein und dann kommen wir genau zu dem was du gesagt hast, ist auch irgendwie die Frage: Was bringt es eigentlich? Also, gerade ich bin totaler Freund von Performance-Messung und messen überhaupt, aber wenn die Zahl viel Aufwand bedeutet sie zu erzeugen, aber am Ende des Tages sich keiner damit beschäftigt- Wir machen keine besseren Entscheidungen damit, oder es ist auch nicht so, dass die jetzt besonders viel Frieden stiften in der in der Gesellschaft im Sinne von Legitimität erzeugen, weil es kann immer wieder einer herkommen und sagen: Das ist mir nicht- Das mir zu hoch, oder das reicht nicht, oder ich habe hier irgendwo Sorgen, dass da noch irgendwas- Also, dieses Bullet Proof das was ich gemeint habe- Am Ende geht es ja um Legitimität. Also, dass sich die Gesellschaft die Zahl anschaut und sagt: Ja, das ist in Ordnung. Und ich glaube, da wird es gerade rund um das Thema Nachhaltigkeit einfach schwierig bleiben da eine vernünftige Legitimität für solche groben Abschätzungen zu schaffen. Vielleicht gelingt es mal dem einen oder anderen Industriebereich da einen Standard zu schaffen. Ich meine, sehen wir ja auch in manchen Industrien, dass da Industrieverbände oder Unternehmen zusammen- Die Universität Mannheim, Mannheim Business School aktiv in der Value-Balancing-Alliance, die versucht eben wirklich in einem ganz breiten Ansatz einfach den sozialen und ökologischen Beitrag von einem Unternehmen zu messen. Das sind interessante Ansätze und ich bin da nicht im Detail der Experte. Ich bin nur an der Seitenlinie und frage mich interessiert, ob das über die Zeit dann dazu führen wird, dass die Gesellschaft eine höhere Akzeptanz für Geschäftsmodelle hat. Bin ich gespannt.
Fabian Heinrich: Ja, ich meine, du hast eben schon ein anderes Thema angesprochen, oder ein Stichwort, was man immer mehr hört. Scope drei. Das ja auch ein großes Thema auf jeder CPO-Agenda im Moment. Was habt ihr da quasi für aktuelle Insights aus der Forschung? Ist das ein Thema was man so einfach umsetzen kann? Oder ist das auch was wo man mehr so 80/20 rangehen muss?
Prof. Christoph Bode: Also, ich glaube, man kann je nach- Das Thema lässt sich- Wenn man konkret werden will, also nur dann in einzelnen Bereichen und einzelnen Industrien, glaube ich, konsistent irgendwie beantworten, wenn überhaupt beantworten. Aber beispielsweise wir sind in einer Forschungsallianz mit Kollegen aus Österreich und England und auch Deutschland. Da geht es um Supply Chain Control Towers. Der Markus Gerschberger von der FH Steier und vom Georgia Tech ist da der Principal Investigator. Und über dieses Control-Tower-Thema ging es jetzt darum, eben auch mit Transparenz wiederum sich mal so Transportketten und da einfach mal den Scope drei anzugucken. Und schon da ist es halt sehr schwierig. Und ich rede jetzt nur von Road, das ist noch das Einfachste von allen ist aber selbst. Aber selbst da wird es im Detail super schwierig, weil einfach die Logistikdienstleister da nicht volle Transparenz schaffen können oder wollen. Und man dann je nachdem, welchen Standard man anwendet muss man relativ hohe konservative Schätzungen annehmen. Die dann irgendwann so groß werden, dass man die Zahl auch wirklich niemandem mehr zeigen kann. Da ist dann so viel Sicherheit und Konservativität drin, dass man mit den Zahlen da nicht mehr viel anfangen kann. Und da gucken wir uns jetzt halt- Machen wir jetzt gerade- Letzte Woche habe ich mit dem Markus Gerschberger da gesprochen, mal überlegt, ob man da gemeinsam uns was anschauen können. Aber er ist da schon deutlich viel weiter. Also, die Zuhörer immer, wer sich dafür interessiert, kann ich nur empfehlen, vielleicht mal dem Markus- Auch ein total Aufgeschlossener, der sich hier wirklich interessiert für den einen oder anderen Kontakt auch.
Fabian Heinrich: Ja, ich meine, als letztes Thema würde ich ansprechen dieser ganze Trend, der in der Gesellschaft, oder auch in den in großen Unternehmungen vonstattengeht mit dem Thema Outsourcing, mit dem Thema externe Dienstleister, immer mehr Spend bei den Dienstleistungen. Und das wird Software technisch ja noch nicht irgendwie abgedeckt.
Prof. Christoph Bode: Ja. Genau. Da seid ihr ja gerade mit eurem...
Fabian Heinrich: Wie seht ihr das in der Forschung? Und das nächste Thema- Im Vorgespräch hast du angesprochen, sogar ein dediziertes Forschungsprojekt brandaktuell genau zu diesem Thema. Ja. Also, ich glaube Stichwort war Softwareeinkauf, wobei da für die Zuhörer nicht die klassische Konsumentensoftware, sondern da geht es wirklich um industrielle Software von großen Automotives. Ist ja auch ein Thema, was oft übersehen wird. In jedem Teil, was wir heutzutage kaufen oder irgendwie benutzen, steckt industrielle Software, wo es natürlich auch jetzt keine digitalen Einkaufsprozesse für gibt. Also, ich glaube, das wäre jetzt speziell für unsere Zuhörer nochmal sehr spannend. Was macht ihr da, was treibt euch da um?
Prof. Christoph Bode: Absolut. Also, genau wie du gesagt hast, wir sind in einem größeren Projekt zum Thema Softwareeinkauf, haben wir gemeinsam mit McKinsey gemacht und mit einem Automobilhersteller, Volkswagen. Sind da ursprünglich mal gestartet eben mit der Ausgangsbasis, wie du es grad gesagt hast, embedded Software, komplexe Software, die dann im Produkt steckt. Und das Problem haben jetzt nicht nur die Automotives, sondern wie du es gesagt hast, das trifft letztendlich den Waschmaschinenhersteller, genauso wie den Bohrmaschinenhersteller und so, dass zunehmend eben Software enthalten. Und die Unternehmen, die eben aus der klassischen Hardware-Welt kommen, sich da zum Teil extrem gut auskennen, wie man dort gut einkauft, tun sich eben auch schwer mit diesen Softwareeinkauf umzugehen. Und so sind wir an das Thema gekommen, ist total spannend, weil im Softwareeinkauf, glaube ich, wirklich was ganz was anderes ist. Erstmal aus den Charakteristika von Software, Software ist nie fertig, man muss sich mit so einem Qualitätsbegriff, den man so aus der Hardware-Welt kennt, ziemlich schnell verabschieden. Jeder der so- Ich hab heute Morgen grad wieder Updates runtergeladen bekommen von Windows, weiß, dass das heutzutage eben anders läuft. Und man dann auch diese Beziehungen eben anders ausgestalten muss. Und zu einem gewissen Teil, und das hatten wir ja im Vorgespräch auch, kann man das auch mit dem bekannten Instrumentarium vom Serviceeinkauf klären. Das macht es nicht viel besser, weil Serviceeinkauf halt auch notorisch komplex ist. Das sage ich auch immer meinen Studenten. Also, schlaue Leute müssen eigentlich irgendwo so bei komplexen Services sich am Ende mal- Oder da mal starten, weil das ist einfach genau der Punkt, wo man sich mit, wenn man intelligent ist, sich da auch durchsetzen kann. Hatte ganz am Anfang erwähnt, Logistikdienstleistungen. Logistikdienstleister, ist total spannender Bereich, aber da der Einkauf eben auch, wie organisiert man dort Wettbewerb, wenn man komplexes Servicelevel Agreement hat, wie macht man da Dienstleister vergleichbar? Und zu gewisser Weise hast du das halt im Software auch.
Fabian Heinrich: Ja. Ist ja auch irgendwo eine Dienstleistung. Ja. Es ist ja quasi kein physisches Gut, sondern ist ja auch was Komplexes was jetzt intangible ist.
Prof. Christoph Bode: Ganz genau. Es ist halt in einer gewissen Weise dann schon auch ein Ergebnis da. Beim Service ist es ja so, es ist perishable, es ist nicht irgendwie speicherbar und es hat- Wir haben halt diese starke Service-Empfänger, Service-Provider gemeinsame Co-Creation beim Service. Zum Teil eben beim Software auch, weil man ja wirklich auch ganz stark die Definitionen von den Interfaces klären muss. Häufig werden irgendwie Softwaregebinde, sage ich jetzt mal, also einzelne Softwareelemente dann fremd verteilt, vergeben. Und die müssen ja dann auch wieder koordiniert werden. Also, insofern genau gebe ich dir Recht. Was unser großes Learning ist und jeder der sich mit Computer und Informatik beschäftigt, sagt: Na ja gut, das hättet ihr auch vorher wissen können. Aber das große Ergebnis ist erstmal, man kann nicht Software gut einkaufen, wenn man nicht weiß, wie Software entwickelt wird. Ich gebe zu das ist ein no Brainer, aber da kommt man halt ganz schnell auf so Agilitätskonzepte. Und, dass man halt so mit dem klassischen Wasserfallentwicklungsansatz, den gibt es durchaus auch im Software, gerade wenn eine starke Regelregulatorik irgendwie drauf wirkt. Aber sonst entwickelt ihr ja irgendwie jeder die Software in gewisser Weise in einem agilen Ansatz. Und so sind wir dann weitergegangen und haben gemerkt, wir brauchen eigentlich auch so Aktivitätskomponenten.
Fabian Heinrich: Gut, dann müsste die etwaige Einkaufssoftware auch diese Agilität im Sinne von Meilensteinkonzepten in der Software dann auch irgendwo abfrühstücken. Ansonsten kann man den Einkaufsprozess so gar nicht digital abbilden.
Prof. Christoph Bode: Ganz genau. Also, wenn- So ungefähr, wenn man glaubt, man kann mit einem konventionellen Ansatz ein Softwareprojekt einkaufen, dann muss man nochmal nachdenken, glaube ich. Also, das heißt nicht, dass man komplett hier alles auf agil umsetzen muss und einfach nur irgendwie- Ein morgendliches Stand-up-Meeting macht einen noch nicht agil. Also, es sind schon so wichtige Punkte dabei und man muss auch nicht den kompletten Einkauf verändern. Also, da wäre ich jetzt auch vorsichtig, ich weiß, da gibt es viele Berater, die jetzt da auch rumspringen wahrscheinlich und da auch vielleicht auch tolle Konzepte in der Hinterhand haben. Aber das was das Operating Model angeht, glaube ich, muss man auch gar nicht so weit greifen. Aber der Einkaufsprozess, die Leute, die das einkaufen, die müssen erst mal verstehen, was ist- Wie findet die agile Entwicklung statt. Und dementsprechend dann auch von vornherein schon mal überlegen, wo sind da die Milestones? Wie kann ich auch die Spezifikationen so abgeben, dass der Softwareentwickler einfach n ein gutes Softwaredesign bauen kann? So klassisch, wenn man einfach Spezifikationen untereinander listet, der Software-Entwickler bekommt da irgendwie ein dickes Spezifikationssheet und da kann der sich ausrechnen. Bis zum Mittagessen muss ich irgendwie 15 Features wegprogrammiert haben. Und wie soll denn da- Wie soll da am Ende irgendwie ein gutes Konzept rauskommen, was man dann auch wieder für die Maintence und so weiter übergeben könnte? Also, diese Elemente muss man sicher berücksichtigen und dann- Klar, der Einkauf ist dafür da Wettbewerb zu schaffen und wir können, und das gucken wir uns jetzt ganz konkret an, man kann sich halt auch überlegen, wenn man diesen Einkaufsprozess in Software clever von vornherein denkt und, dass man dann auch Elemente dort, oder Schnittpunkte drin hat, wo man nochmal ein Wettbewerbselement reinbringt. Ich gebe zu, da werden jetzt vielleicht auch ein paar Zuhörer sein und sagen: Das ist total unrealistisch, dass wir während einer Vergabe nochmal fremd vergeben oder nochmal den Lieferanten wechseln. Aber für eine große Vergabe, und es reicht ja auch, ich muss ja so ein Credible Signal, würde mal so im Economics-Bereich sagen, muss ich an diesen Lieferanten ja nur senden, dass er sich immer nochmal anstrengen muss. Also, dass es eine zumindest eine Möglichkeit und zwar eine verlässliche Möglichkeit gibt, dass wir unter Umständen auch wechseln können. Und dafür muss man halt sehr stark auch den Prozess im Griff haben, sich gut überlegen, wie könnte ich das irgendwo nochmal trennen und an den anderen zum Weiterprogrammieren geben? Klare Schnittstellen gekapselt und so weiter.
Fabian Heinrich: Sehr spannend, spannender Deepdive zu diesem Thema. Ich halte dann auch nochmal für unsere Zuhörer fest, also bei euch dort in der Forschung drei brandaktuelle Themen. Supply-Chain-Transparenz mit der Vision N-Tier Transparenz in der Lieferkette. Nachhaltigkeit, hier das Stichwort Scope drei, also für jeden CPO im Moment interessant. Und das Thema komplexe Dienstleistungen, was ihr euch am Beispiel industrieller Softwareeinkauf anschaut, also extrem spannend. Jetzt noch als letzte Frage,: Was ist deine Zukunftsvision für den Einkauf? Du bist jetzt ja doch schon länger in der Forschung tätig, was ist so die Zukunftsvision für dich für die nächsten fünf bis zehn Jahre?
Prof. Christoph Bode: Also, kann ich gleich full Circle back zum Anfang machen, wo ich euch gesagt habe, so die Themen kommen und gehen. Ich glaube tatsächlich, dass es jetzt am Ende auch immer- Es werden mehr oder weniger auch immer die gleichen großen Themen bleiben. Also, Risiko- Wir leben in einer unsicheren Welt und da wird es irgendwo auch um Fragen gehen- Wie puffert man sich ab, gegen eben die Stochastik, in der man lebt? Also, Risikomanagement wird ein großes Thema immer bleiben. Wir haben über Innovation jetzt nicht gesprochen, aber letztendlich ist das vielleicht das wichtigste Thema überhaupt. Wenn man sich anschaut, was zeichnet erfolgreiche Unternehmen aus, dann ist es halt immer wieder Innovation und da kann der Einkauf so viel beitragen. Also lange Rede, ich glaube diese großen Themen werden bleiben. Die Frage ist halt: Wie wirkt der Einkauf auf diese Themen? Und ich denke, das wird darauf rauslaufen, einfach welche Rolle der strategische Einkauf für ein Geschäftsmodell haben wird. Das wird auf den einen oder anderen Branchen so passieren, dass eben- Dass der operative Einkauf relativ, dass da relativ bald dann die Lichter ausgehen und strategisch nicht so viel spannende Themen bleiben. Das wäre dann hier dieses berühmte Rest in Peace Procurement, was ich mir durchaus für manche Branchen vorstellen kann. Da wird es immer noch-
Fabian Heinrich: Also auf der einen Seite sagst du, die Zukunft könnte sein, irgendwie Einkauf als Innovationstreiber, als Risk Catcher und Risk-Monitoring-Funktion. Und dann auf der anderen Seite, wo es vielleicht operativ dann irgendwie automatisiert sein kann, irgendwie Selfservice und Autonomus Procurement.
Prof. Christoph Bode: Ganz genau, also auf der einen Seite so dieses der Einkauf wird aufgewertet, oder die Themen, die ich jetzt- Die wir hatten jetzt die ganze Zeit, wenn man da einen großen Beitrag leisten kann in Lieferanten, Innovation, Risiko hatchen, Nachhaltigkeit beeinflussen, dann hat der Einkauf- Dann ist der auch übrigens ein total spannendes Feld und da will ich zu meinem letzten Punkt eigentlich auch kommen. Das ist dann das Feld, wo wir Talente halt für begeistern müssen und das wird uns auch gelingen, weil die Themen einfach gut sind. Und da ist einfach der Einkauf Place to go, Place to be, Place to stay wird für top Leute, habe ich hier in Mannheim permanent auch um mich rum, aber wir müssen uns natürlich durchsetzen. Die einen wollen ins Finance gehen, die anderen ins Marketing oder was gründen wie du. Und, dass wir da halt auch klar machen, es gibt echt spannende Karriereperspektiven, wenn man sich mit Einkauf beschäftigt. Und da haben wir das Glück natürlich tolle Unternehmen auch noch in Kontakt zu haben. Aber der Einkauf wird sich auch drum kümmern müssen wie attrahiert er halt da die besten Leute, weil am Ende ist es ganz einfach, wenn du gute Leute hast, dann kannst du auch gute Ergebnisse liefern.
Fabian Heinrich: Das ist ein super, super Schlusswort, also quasi Investmentbanking und Consulting war gestern, Einkauf ist morgen.
Prof. Christoph Bode: So ist es.
Fabian Heinrich: Ja dann vielen lieben Dank für den Podcast, war eine sehr spannende Diskussion über viele aktuelle Themen. Und war wirklich auch mal sehr spannend zu hören, was bei euch, was in der in der Forschung abläuft.
Prof. Christoph Bode: Ja, sehr gerne, vielen Dank, hat mir Spaß gemacht.
Outro: Bleiben Sie uns treu und bis bald bei Procurements unplugged.
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